Rund 4000 Menschen demonstrierten in Berlin: Kein Soldat mehr! Dem Frieden eine Chance – Truppen raus aus Afghanistan!

Unter dem Motto „Kein Soldat mehr! Dem Frieden eine Chance – Truppen raus aus Afghanistan!" demonstrierten heute rund 4.000 Menschen aus dem ganzen Bundesgebiet in Berlin. Kommende Woche wird der Bundestag abstimmen über eine weitere Truppenaufstockung der Bundeswehr in Afghanistan. Die VolksvertreterInnen wurden dazu aufgerufen endlich die Mehrheit der Bevölkerung zu vertreten, die diesen Krieg in Afghanistan ablehnt.

Bei sonnigem Wetter sprachen auf der Kundgebung verschiedene Vertreterinnen und Vertreter der Friedensbewegung. Darunter auch Sevim Dagdelen als Vertreterin der DIDF e.V. (Föderation demokratischer Arbeitervereine). Im Folgenden das Redemanuskript von ihr.

Liebe Freundinnen und Freunde des Friedens, Liebe Anwesende,

wir haben es in den letzten Monaten und Tagen wieder bitter vor Augen geführt bekommen. In Afghanistan herrscht Krieg. Merkel und Westerwelle haben es mit guter Vorarbeit von Rot-Grün geschafft: Deutsche Außenpolitik ist wieder Kriegspolitik! Und dieser Krieg in Afghanistan wird erneut verschärft. Truppenerhöhung und neue Kampfeinsätze sind die Stichworte. Die neue Offensive im Süden Afghanistans fordert ihre Opfer. Getötete Zivilisten, zerstörte Häuser. Das ist die Realität. Bilder von diesem Krieg gibt es kaum. Und wenn. Dann sind sie von „eingebetteten" Kriegsreportern geschossen.

Auf einem international weit verbreiteten Bild sieht man einen Verletzten Mann der in einem US-Kampfhubschrauber abtransportiert wird. Das ist ein Bild der Kriegspropaganda, dass sie zu erwecken versuchen: Selbst im Kampf helfe man dem verletzten Feind.

Wir wissen die Realität sieht anders aus. Die Gefangenen werden in Bagram, dem Abu-Ghraib Afghanistans, gequält. Allein im letzten Jahr wurden hunderte Zivilisten von NATO-Truppen getötet. Kundus ist überall!

Und liebe Freundinnen und Freunde, wird müssen diese Kriegspropaganda zurückweisen. Wir müssen NEIN sagen zu diesen Lügen, die nur dazu dienen, dass der Krieg weitergeht in all seiner Brutalität und Bestialität. Und in diesen Tagen hat die Kriegspropaganda Konjunktur -nicht nur in Afghanistan. Aber auch dort. Keiner spricht von den Opfern, sie sollen unsichtbar gemacht werden. Aber wie gesagt, es geht nicht nur um Afghanistan. Wer sich anschaut wie im bezug auf den Iran gelogen wird dass sich die Balken biegen, der kann sich nur an die Vorzeit des Irakkriegs erinnern. Wir erinnern uns an Collin Powells tolldreiste Show im UN-Sicherheitsrat mit den „weapons of mass destruction" – immer schärfere Sanktionen bis zum völkerrechtswidrigen Krieg. Saddam Huessein, der neue Hitler. Und jetzt der Iran.

Liebe Freundinnen und Freunde,

wir müssen laut NEIN sagen zu dieser Kriegspropaganda. NEIN zu ihren Kriegslügen. Und, diesmal will Deutschland ja offen mitmischen. Und welche Doppelmoral!: die Staaten, die den Atomwaffensperrvertrag in der Region nicht unterzeichnet haben und an geheimen Atomwaffenprogrammen arbeiten, werden mit massiven Rüstungsbelieferungen belohnt. Wir sagen NEIN zu ihren Kriegslügen Frau Merkel und Herr Westerwelle! Wir haben genug von ihren Fabriken der Wirklichkeit! Das ist bei ihrem asozialen Geschwätz von der spätrömischen Dekadenz nicht anders als bei ihrer Rede, man wolle jetzt den zivilen Aufbau in Afghanistan stärken. Genug ist Genug! Sie haben uns nicht mehr als Krieg und Elend zu bieten. Der schöne Schein den sie verbreitern ist unerträglich!

Selbst die Gewerkschaft der Polizei will keine Polizei mehr in den Krieg und für den Krieg in Afghanistan ausbilden, liebe Freundinnen und Freunde. Auch das gehört zu ihren Lügen, als wäre die Ausbildung paramilitärischer Verbände zur Aufstandsbekämpfung irgendwie friedensfördernd. Sagen wir NEIN zu diesem Schwindel! NEIN zu dieser Verdrehung der Wirklichkeit. Die Realität ist nämlich, dass bei dieser Ausbildung die Desertionsquote bei 40% liegt. Oft nehmen die ausgebildeten afghanischen Sicherheitskräfte noch ihre Waffen und Uniformen mit. Das heißt die NATO bildet auch noch ihre eigenen Gegner aus mit deutschen Steuergeldern, während man hier die Legenden der erfolgreichen Polizeiausbildung zu hören bekommt.

Mit einem zivilen Aufbau hat das gar nichts aber auch gar nichts zu tun. Die Polizeiausbildung gehört schlicht zur Kriegsführung. Das ist die Realität, die aus gutem Grund Merkel, Westerwelle aber auch SPD und GRÜNE einfach nicht zur Kenntnis nehmen wollen und uns immer wieder Sand in die Augen streuen.

Nichts weiter als die Afghanisierung des Krieges ist ihr Ziel. Im afghanischen Bürgerkrieg sollen mehr Afghanen Afghanen töten. Während die NATO Deutschland und die USA im Hintergrund bleiben. Sagen wir NEIN zu diesen zynischen und mörderischen Kriegsspielen.

Statt einer Afghanisierung des Krieges brauchen wir eine Afghanisierung des Friedens!

Und dass die USA jetzt ausgerechnet den Talibanführer verhaften lassen, mit dem sie 2 Jahre verhandelten, wird die Situation in Afghanistan weiter eskalieren. Und auch dies erklärt man uns noch als großen Erfolg. Wie sagte König Phyruss „Noch so ein Sieg und ich bin verloren" – damit haut man sich auch noch alle Aussicht auf Verhandlungen weg. Und will die Illusion nähren, dieser Krieg sei gewinnbar und in zwei Jahren gäbe es eine AbzugsPERSPEKTIVE. –Sie vertrauen einfach darauf, dass wir ihnen jede Lüge abnehmen.

Aber alle Umfragen -nicht nur in Deutschland- zeigen, die Bevölkerung lässt sich nicht beirren. Die Ablehnung steht. Die Skepsis wächst bei vielen. Sie glauben nicht mehr, dass wir Demokratie und Frauenrechte am Hindukusch verteidigen, während die Bundesregierung eine monarchische Diktatur ohne Opposition und störende Wahlen hochrüstet und beste Handelsbeziehungen mit einem Land pflegt, wo Frauen noch nicht einmal Autofahren dürfen. Viele glauben ihnen nicht mehr.

Stehen wir auf! So wie heute.

Sorgen wir dafür, dass es mehr werden, die ihnen und ihren Lügen nicht glauben.

Krieg bedeutet Zerstörung und Tod. Krieg bedeutet Angst und Gewalt. Krieg bedeutet Elend und Flucht. Er bedeutet Vernichtung von Umwelt, Natur und menschlichen Lebensgrundlagen.

Dieser Krieg muss sofort beendet werden.

Die Bundeswehr muss raus aus Afghanistan! Sofort!

Ich danke für eure Aufmerksamkeit.