Dessau erinnert an Jalloh-Tod vor vier Jahren

Dessau erinnert an Jalloh-Tod vor vier Jahren

Vier Jahre nach dem Feuertod des Asylbewerbers Oury Jalloh hat Dessau-Roßlau mit Glockengeläut und einer Schweigeminute an das Schicksal des Mannes aus dem westafrikanischen Sierra Leone erinnert. Dem Aufruf von Oberbürgermeister Klemens Koschig (parteilos) folgten Vertreter des Landgerichts, der Polizei und der Stadtverwaltung.

Bedauern: "Prozessende nicht so wie gewünscht"

Während der Gedenkveranstaltung wurde eine mit den Stadtratsfraktionen abgestimmte Erklärung verlesen. Wie Stadtsprecher Carsten Sauer sagte, wird darin das "Bedauern über den tragischen Unfall ausgedrückt – und darüber, dass das Prozessende nicht so war wie gewünscht." Der Oberbürgermeister selbst verpasste die von ihm initiierte Schweigeminute aufgrund einer Autopanne wegen der Minusgrade. Eine Initiative zum Gedenken an Jalloh hatte für den Nachmittag eine Demonstration angekündigt.

Rückblick: Tod in der Ausnüchterungszelle

Jalloh war auf den Tag genau vor vier Jahren bei einem Feuer in einer Dessauer Polizeizelle ums Leben gekommen, dass er nach Gutachtererkenntnissen selbst gelegt hatte. Zuvor soll er in der Stadt mehrere Frauen belästigt haben. Bei seiner Festnahme war er offenbar stark betrunken, so dass er in eine Ausnüchterungszelle gebracht wurde, wo er später umkam. Zwei Dessauer Polizisten, denen die Staatsanwaltschaft eine Mitschuld am Tod des Afrikaners vorgeworfen hatte, waren erst im Dezember durch das Dessauer Landgericht von den Schuldvorwürfen freigesprochen worden. Das hatte zu heftigen Protesten geführt.

Linke-Politikerin will Untersuchungsgremium

Die Internationale Liga für Menschenrechte schloss sich zum Todestag Forderungen nach einer unabhängigen Expertenkommission an, die die Umstände des Todes untersuchen soll. Die migrationspolitische Sprecherin der Linken im Bundestag, Sevim Dagdelen, hatte am Dienstag die Einrichtung eines solchen Gremiums gefordert.