„Die Auflösung des Militärbündnisses"

In Deutschland, einem Mitgliedsland der NATO, fordert die Partei Die Linke die Auflösung der NATO. Wir haben Frau Sevim Dagdelen, Mitglied dieser Partei und Abgeordnete des Deutschen Bundestages (Mitglied des Auswärtigen Ausschusses), befragt.
(Berlin, Jun’ichi Kodama)

Die NATO beging im vergangenen Jahr den 60. Jahrestag ihres Bestehens. Wir haben zu diesem Zeitpunkt im Bundestag die Auflösung der NATO gefordert. In Deutschland fanden auch zahlreiche gegen die NATO gerichtete Demonstrationen und Versammlungen statt.
Politik sollte friedlich und demokratisch sein und nicht unter Einsatz von militärischer Stärke durchgeführt werden.
Die NATO wird als Sicherheitsbündnis bezeichnet. Bezüglich der Frage, wovor sie uns schützt, gab es in der Zeit des Kalten Krieges potentielle Feinde. Jetzt existiert die Sowjetunion nicht mehr, und es stellt sich die Frage, wovor die NATO uns nun schützt. Dazu gibt es verschiedene Diskussionen, unter anderem auch darüber, ob die NATO noch notwendig ist. Auf der NATO-Gipfelkonferenz im November wird das neue Strategiekonzept beschlossen. Wenn der Terrorismus zum Gegner erklärt wird, wird es sehr gefährlich. Da Terror überall auf der ganzen Welt auftreten kann, heißt das, dass die NATO die ganze Welt militärisch zu ihrem Gegner macht.
Die NATO hat Truppen nach Afghanistan entsandt, aber mit militärischer Gewalt sind die Probleme dort nicht gelöst worden. Die Menschen in Afghanistan müssen versuchen, ihre Probleme selbst zu lösen.
Die Truppen entsendende Seite erklärt, dass es ihr Ziel sei, die Freiheit nach Afghanistan, wo es keine Freiheit gebe, zu bringen, aber es bestehen Zweifel, ob es nicht eher um die Wahrung wirtschaftlicher Interessen geht. Altbundespräsident Köhler hat das geäußert (wirtschaftliche Interessen Deutschlands) und wurde daraufhin zum Rücktritt gedrängt.
Die Mehrheit der Bevölkerung ist gegen die Entsendung von Truppen. Ihr Rückzug muss realisiert werden. Wir schlagen ein ziviles Sicherheitssystem vor, in dessen Mittelpunkt nicht ein Militärbündnis, sondern die UNO steht.