„Die Zeit wird kommen, wo unser Schweigen stärker ist"

Wenn es stimmt, was der Marxist Walter Benjamin in seinem politischen Testament niedergelegt hat, richtet sich die Arbeiterbewegung am Bild der geknechteten Vorfahren eher als an Zukunftsidealen aus. Der 1. Mai in seiner Entstehung ist das sozialistische Urbild dieser Kampfansage. Wie entstand überhaupt dieser 1. Mai? 1886 kam es zu in Chicago zu harten Auseinandersetzungen über die elenden Arbeitsbedingungen in den Fabriken. Gerade viele Migranten waren in die Arbeitskämpfe verwickelt. Die meisten von ihnen hatten versucht, dem Elend in Deutschland zu entfliehen. So auch August Spies aus Hessen. Bei seiner Rede für die Rechte der Arbeiter am 4. Mai 1886 kam es zu einem Attentat auf die Polizei, dass nie aufgeklärt wurde. Diese schoss daraufhin in die Menge. Viele Arbeiter wurden getötet oder verletzt. Spies und sieben Andere wurden als „Anarchisten" verhaftet und ihnen stellvertretend der Prozess gemacht, um die Unruhen zu ersticken. Die acht Angeklagten wurden dann zur Todesstrafe verurteilt, obwohl es keinerlei Beweise für ihre Schuld gab. Es war ein Mord der Klassenjustiz par exellence.

Kurz vor seinem Tod durch Erhängen wandte sich August Spies an die Menge der Schaulustigen. Er rief: „Die Zeit wird kommen, wo unser Schweigen stärker ist, als die Stimmen, die Sie heute erdrosseln." Man kann sagen: Wegen August Spies stehen wir heute hier. Die Internationale ernannte den 1. Mai in der Folge zum Feiertag.

Und heute sagen wir: Die Zeit wird kommen, wo unser Schweigen stärker ist. Die Zeit wird kommen, wo das herrschende Lügengebäude, dass auf Ausbeutung und Ausplünderung gründet in sich zusammenbricht. Oder um es mit Heinrich Heine zu sagen: Friede den Hütten, aber Krieg den Palästen!

Wir sind heute hierhergekommen, um unser Schweigen stärker werden zu lassen, um die Stimmen die die berechtigten Forderungen einer sozialen Revolution formulierten, hören zu können.

Aber in welcher Zeit leben wir? Ist die Zeit denn nicht ganz anders als auf dem Haymarket in Chicago vor über 120 Jahren? Schauen wir sie uns genau an. Ist das nicht nur eine alte Geschichte, aus der Zeit des Klassenkampfs, der längst überwunden ist?

Doch gerade in Deutschland müssen wir uns fragen in welcher Zeit wir leben. Es ist eine Zeit der brutalen Umverteilung auch wenn wir in den meisten Medien davon wenig oder nie lesen, hören, oder sehen. Es ist eine Zeit, in der alles getan wird, damit die himmelschreiende Ungerechtigkeit in diesem Land nicht den Weg in die Medien findet und damit quasi inexistent wird.

Wir aber finden uns nicht mit dieser Schönrednerei ab. Wir finden uns nicht mit den Bildern der Schwarzen Null, des Exportweltmeisters und des hohen Beschäftigungsniveaus ab, die Wohlstand für alle suggerieren.

Erst vor wenigen Tagen hat der Paritätische Gesamtverband in seinem Jahresgutachten zur sozialen Lage ein ganz anderes Bild gezeichnet. Deutschland ist so tief sozial gespalten wie nie. Die Armut in diesem Land wächst rasant. Richtig ist, dass es noch nie so viele Beschäftigte gegeben hat, aber auch noch nie so viele atypische Beschäftigungsverhältnisse. Man muss sich das vorstellen: 7,8 Millionen Menschen leben von Minijobs, Teilzeit- oder befristeter Arbeit. Ein Anstieg von über 70% in den letzten Jahren.

Diesen Zuständen sagen wir entschieden den Kampf an. Damit werden wir uns niemals abfinden. Wir müssen die Befristungen stoppen. Die Arbeit der Zukunft muss endlich die massiven Produktivitätsfortschritte zugunsten der Beschäftigten verteilen. Dann macht auch eine radikale Arbeitszeitverkürzung auf 30 Stunden bei vollem Lohnausgleich Sinn. Während unsere Vorväter und Vormütter vor über hundert Jahren um die Einführung des 8-Stunden-Tags kämpften, ist es nicht zu viel verlangt ,jetzt um die Einführung des 6 Stunden Tages zu kämpfen. Es sei denn wir sagen, wir würden auf jeden gesellschaftlichen Fortschritt in dieser Zeit verzichten.

Während also die Armen in Deutschland immer zahlreicher werden, werden die Superreichen in diesem Land immer reicher. In dramatischer Weise. Ausbeutung von Beschäftigten und Auspressung zum Wohlstand einiger Weniger haben in Deutschland ein fast nie gekanntes Ausmaß erreicht, während die Zahl der arbeitenden Armen, der Leiharbeiter, der Teilzeitbeschäftigten weiter zunimmt. Der Paritätische Gesamtverband spricht von einer Armutsquote von mittlerweile 15,5%. Das heißt, jeder sechste Deutsche ist arm. Das muss man sich einmal vorstellen. In einem der reichsten Länder der Welt. Über 40% der Alleinerziehenden und 60% der Erwerbslosen liegen unterhalb der Armutsgrenze. 15,4% der Kinder und Jugendlichen in diesem Land leben in bitterster Armut, so der Paritätische.

Dieser wurde selbstverständlich auch noch für seinen bloßen Befund in den Medien von neoliberalen Ökonomen weitschweifig angegriffen. Denn diese sehen Armut nur, wenn die Menschen bereits kein Dach mehr über dem Kopf haben oder gar nichts mehr zu essen.

Wie lange wollen wir uns damit noch abfinden? Wie lange soll diese Entwicklung noch so weiter gehen? Wie lange wollen wir noch zuschauen? Wie lange wollen wir die Schönrednereien in den Medien unwidersprochen stehen lassen? Wir brauchen eine revolutionären Aufbruch. Wir brauchen eine soziale Revolution, die diese Entwicklung stoppt.

Wir müssen klar sagen: Es ist eine radikale neoliberale Politik, die zugunsten der Oligarchen Deutschlands die soziale Frage wieder auf die Tagesordnung gesetzt hat. Es liegt an uns sie jetzt zu stellen.

Was heißt das konkret: Zwischen 2013 und 2014 vermittelte die Bundesagentur für Arbeit 262000 Menschen in Arbeit. Davon wurden 81000 bei Leiharbeitsfirmen beschäftigt. Das sind über 30%. Mit einer Million Leiharbeiterinnen und Leiharbeitern ist Deutschland mittlerweile Leiharbeitsweltmeister. Alles aufgrund übler Arbeitsmarktreformen der Rot-Grünen Bundesregierung vor 10 Jahren. Diese Parteien dürfen sich auf die Fahnen schreiben, dass sie dieses menschenverachtende Instrument derart ausgeweitet haben. Und jetzt geht es ihnen darum „Missbrauch bei der Leiharbeit" zu verhindern oder auch um ein wenig mehr Lohn für die Leiharbeiter. Ich sage, dass ist nichts als Augenwischerei. Leiharbeit ist Sklavenarbeit und gehört verboten.

Zum Klassenkampf gehört im Übrigen immer der ideologische Klassenkampf. Bereits im 19. Jahrhundert ging es darum den Arbeitern einzureden, es gäbe gar keine Klassen, sondern viele unterschiedliche Lebenslagen, die selbstverständlich immer individuell verschuldet sind und so komplex, dass man sie gar nicht erklären kann, geschweige denn unter so einen groben Begriff fassen kann. Wie gesagt: Diese Strategie zur Entwaffnung der Arbeiterklasse hält an. Denn ohne Bewusstsein ihrer Existenz ist ein Eintreten für eigene Interessen nur schwer möglich und kommt einer Kapitulation gleich. Warren Buffet, der zweitreichste Mann der Welt nach Bill Gates hat das einmal in die anschaulichen Worte in einem Interview mit der New York Times gefasst: „Es herrscht Klassenkrieg, richtig, aber es ist meine Klasse der Reichen, die Krieg führt, und wir gewinnen."

So verblieb wie gesagt die einzige Klasse, die ihre Interessen rücksichtslos durchsetzte, die Bourgeoise, die eben nicht gezwungen war, von ihrer Arbeit zu leben, sondern durch ihren Besitz an den Produktionsmitteln andere für sich arbeiten lassen konnte. Und diese hat, wie gesagt, auch im Deutschland des 21. Jahrhunderts die Bedingungen extrem zu ihren Gunsten verschoben.

Und liebe Freundinnen und Freunde! Ich kann den Unsinn von den transnationalen Unternehmen, die unsere Welt durch die Verflechtungen immer friedlicher machen würden, nicht mehr hören.

In Deutschland sind viele Dax-Konzerne direkt in der Hand weniger Familien. Und der Romancier Balzac hat einmal gesagt richtig gesagt „Hinter jedem großen Vermögen steht ein großes Verbrechen." Die FAZ schreibt 2015, dass es in Deutschland noch nie so viele Milliardäre gab. Deutschland liegt mit 123 Milliardären weltweit auf Platz 4, noch vor dem in unseren Medien so vielgescholtenem Russland.

Das Vermögen der deutschen Milliardäre beläuft sich auf sage und schreibe 413 Milliarden Dollar. Weltweit stieg das Vermögen der 2325 Milliardäre allein im letzten Jahr um 12% auf 7,3 Billionen Dollar. Familie Brankemeyer, Stichwort C und A kommt auf 21, 5 Milliarden Euro, Familie Henkel, Stichwort Konsumgüterkonzern auf immerhin 20 Milliarden und Platz drei belegen Wolfgang Porsche und sein Cousin Ferdinand Piech mit rund 10 Milliarden Euro. Dynastien beherrschen Deutschlands Wirtschaft. Selbst Springers Welt musste vor wenigen Tagen konzedieren: „Doch die Wirklichkeit ist eine andere. Erstens sind an mehr deutschen Konzernen Familien beteiligt, als es in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Zweitens ist der Einfluss dieser Familien größer als gedacht." Die Welt stellt weiter fest: „In mehr als jedem dritten Dax-Konzern ziehen Familien im Hintergrund die Strippen. Bei elf der 30 größten deutschen börsenorientierten Konzerne sind die Clans sogar so mächtig, dass sie praktisch machen können was sie wollen." Lassen wir einmal beiseite, dass der Autor vergessen hat zu erwähnen, dass die Zeitung für die er schreibt, selbst in der Hand einer deutschen Oligarchenfamilie ist und das es sich um Studien von US-Investmentfonds handelt, mit dem Ziel den deutschen Kapitalmarkt stärker für US-Oligarchen auszuschließen.

Wir müssen uns fragen, ob dies das Deutschland ist, in dem wir Leben wollen? Wollen wir in einem Land leben, dass Weltmeister bei der Verarmung und bei der Oligarchenmacht ist? Wollen wir ein Land in dem die Reichen immer reicher und die Armen immer zahlreicher werden? Wollen wir eine Politik, die sich über Spenden und Drehtürbeschäftigungen von diesen Oligarchen regelrecht kaufen lässt?

Ich finde: Genug ist genug! Wir müssen die Ausbeutung und Ausplünderung der Beschäftigten in Deutschland stoppen! Wir müssen die politische und wirtschaftliche Macht der deutschen Oligarchen brechen, sonst wird die extreme Ausbeutungsordnung mit all ihren Folgen weiter anhalten! Und deshalb brauchen wir endlich eine Vermögenssteuer, eine Erbschaftssteuererhöhung und eine Millionärssteuer, die diesen Namen verdient. Das alleine, um die Umverteilung von oben nach unten zu stoppen. Aber wir müssen auch die zentralen Dax-Konzerne vergesellschaften, um die Ausplünderung der Beschäftigten zu stoppen. Wir brauchen diese Vergesellschaftungen, nicht nur um die Ausbeutung und Enteignung der Beschäftigten zu stoppen, sondern auch um die politischen Voraussetzungen für eine Sozialstaat zu schaffen der diesen Namen verdient.

Wer die soziale Frage stellt muss eine Antwort darauf bekommen.

Von den deutschen Oligarchen geht die Brücke auch unmittelbar zur einer Militarisierung der Außenpolitik. Die Patriarchen geben auch in den deutschen transatlantischen Stiftungen den Ton an mit dem Ziel die deutsche Außenpolitik auf eine Kriegsallianz und eine neoliberale Ausplünderungsallianz, Stichwort TTIP, zu bringen. Um nur zwei Beispiele nennen: Atlantikbrücke und Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik. Der Vorsitzende der Atlantik-Brücke ist ein gewisser Friedrich Merz, Senior Counsel, Mayer Brown LLP. Im Kuratorium sitzen nicht nur der ZDF-Redaktionsleiter Claus Kleber oder Volker Rühe, sondern auch Roland Berger oder Klaus Viemetz, Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Börse AG. Auch bei der DGAP sind die Verhältnisse übersichtlich: Präsident ist Dr. Oetker. Natürlich darf auch die Fraktion DIE LINKE mitdiskutieren. Takt und Richtung geben allerdings ganz andere vor.

Wenn wir uns die Konzeption einer weiteren Militarisierung der deutschen Außenpolitik anschauen, haben bereits vor dem Abschluss des Koalitionsvertrags von Union und SPD Stiftungen die Marschrichtung vorgegeben. Bereits 2013 haben die Stiftung für Internationale Politik gemeinsam mit dem German Marshall Fund eine Konzeption unter dem Titel mehr Macht – Mehr Verantwortung ausgearbeitet. Dies fand sich später nicht nur im erwähnten Koalitionsvertrag, sondern wurde bei der Münchener Sicherheitskonferenz 2014 von Gauck, Steinmeier und von der Leyen folgerichtig übersetzt in: Mehr Auslandseinsätze der Bundeswehr. Und in der Tat: gerade im neuen Kalten Krieg gegen Russland nimmt die deutsche Außenpolitik an der Seite der USA eine Vorreiterrolle ein. NATO-Verbände mit deutscher Beteiligung werden an der Grenze Russlands stationiert, Deutschland wird Führungsmacht bei der neuen NATO-Eingreiftruppe für Osteuropa und in Ramstein – mitten in Deutschland – liegt nicht nur eine der Unterstützungszentralen für die Drohnenmorde der USA in Afrika, sondern auch für das NATO-Raketenschild, das größte atomare Aufrüstungsprojekt nach dem 2. Weltkrieg.

In diesem Sinne lasst unser Schweigen stärker sein, als jene, die ihre Zukunft auf Ausbeutung und Ausplünderung Anderer bauen und die die Stimmen der sozialen Revolution erdrosseln wollen.

Wir wollen hier heute eine ganz klare Botschaft aussenden. Wir lehnen die von der Leyen angekündigte Erhöhung des deutschen Militäretats um weitere 8 Milliarden ab. Wir brauchen das Geld für unsere Kommunen, für Kindertagesstätten, für Universitäten und Schulen. Wir wollen nicht mehr, sondern weniger Geld für Rüstung ausgegeben. Denn wir können uns die Kriegstreiberei im Wortsinne der Großen Koalition einfach nicht leisten.

Wir lehnen die Eskalations- und Sanktionspolitik der Bundesregierung gegen Russland ab. Wir wollen den Ausstieg aus den militärischen Strukturen des Kriegsführungsbündnisses NATO. Und wir verlangen den Abzug der US-Atombomben aus Deutschland und den Verzicht der Bundesregierung auf die nukleare Teilhabe, was heißt, diese Atombomben im Kriegsfall nach Freigabe des US-Präsidenten mit deutschen Kampfbombern ins Ziel bringen zu können. Wir sagen Frieden statt NATO! Wir sagen Kitas statt Kampfpanzer! Wir sagen Universitäten statt U-Boote! Und wir sagen Schulen statt Schießplätze!

Liebe Freundinnen und Freunde,

wenn wir die Zeitung aufschlagen, dann scheinen uns Krieg, Folter, Überwachung weit entfernt. Immer findet dies alles irgendwo anders statt. Deutschland scheint wie eine Insel der Seligen. Und auch dies ist leider das Bild einer unerträglichen Schönzeichnerei. Denn mitten in Deutschland befinden sich zwei der weltweit größten Mordzentralen. In Ramstein wird nach Aussagen ehemaliger Drohnenpiloten der US-Drohnenkrieg weltweit mitgeführt. Ohne Prozess oder auch nur eine Möglichkeit zur Verteidigung werden tausende auf Befehl des US-Präsidenten Obama einfach hingemordet. Auf einen ermordeten Verdächtigen kommen 28 getötete Zivilisten. Und dies alles mit Billigung der Bundesregierung. Wir haben hier als Linke immer wieder nachgefragt. Und die Bundesregierung hat hier wie folgt agiert. Als die Vorwürfe nicht mehr gedeckelt werden konnten, hat man einen Fragekatalog in die USA geschickt, ob die Vorwürfe, Ramstein stelle ein zentrales Moment der Infrastruktur für die Drohnenmorde da, zutreffend seien. Dreimal dürft ihr raten, was die USA geantwortet haben.

Nein, natürlich träfen die Vorwürfe nicht zu.

Selbstverständlich Null Belege für diese Behauptung. Und natürlich gibt sich die Bundesregierung mit der Antwort der USAdministration zufrieden. Das muss man sich einmal vorstellen: Es ist so, als würde ein Gericht einen Fragekatalog an eine Mörderbande schicken, mit der Bitte um Bestätigung einiger Zeugenaussagen. Als die Mörderbande verneint und in einem lieben Brief zurückschreibt, ihr lägen keine Erkenntnisse vor, gibt sich das Gericht zufrieden und freut sich, dass es ihm weiter erlaubt ist, Briefe zu schreiben.

Man kann die Bundesregierung aufgrund dieser Handlungsweise nur als Vassallenregierung bezeichnen. Wir wollen von hier aus ein starkes Zeichen aussenden. Wir wollen die demokratische Souveränität! Wir wollen sagen: Von deutschem Boden darf keine Mordaktion und kein Krieg ausgehen.

Ich weiß die Forderung der Linken, die Mordzentrale Ramstein endlich dicht zu machen, ist richtig. Aber zu einfach schnappt hier der transatlantische Reflex zu, man könne dies unseren amerikanischen Freuden nicht zumuten. Wobei die US-Friedensbewegung die Schließung dieser Basen seit Langem fordert, allein die Kriegsoligarchie der USA ist an einem Weiterbestand interessiert. Sei es drum.

Ich finde wir sollten uns hier von Siegen aus auf eine Minimalforderung verständigen. Dem Grundgesetz ist in Gesamtdeutschland Geltung zu verschaffen. Es darf hier keinen Archipel der Gewalt und der Straflosigkeit geben. Deshalb fordern wir lediglich eine parlamentarische Inspektion in Ramstein und im US-Hauptquartier in Stuttgart, um die Vorwürfe ehemaliger Tatbeteiligter zu überprüfen. Ich hatte die Bundesregierung entsprechend gefragt, wobei mir bedeutet wurde, man müsse überprüfen, ob die US-Mordpraxis – natürlich drückte sich der Staatssekretär etwas anders aus – , nicht mit dem Zusatzabkommen zum NATO-Truppenstatut auf dessen Grundlage Ramstein existiert, vereinbar sei.

Wenn es wirklich so wäre, dass eine Vereinbarung, die Deutschland unterzeichnet hat, eine Mordpraxis von deutschem Boden zuließe, dann so müssen wir dieser Bundesregierung endlich einmal Bescheid gegen, dann ist höchste Zeit, diese Vereinbarung zu kündigen.

Die Zusammenarbeit der Bundesregierung mit den USA in Bezug auf Menschenrechtsverletzungen wurde in jüngster Zeit noch aus einem anderen Blickwinkel beleuchtet: Die Beihilfe des deutschen Auslandsgeheimdienst BND zur Überwachung europäischer Verbündeter, Ausspionierung deutscher Firmen und millionenfachen Überwachung der Bürgerinnen und Bürger dieses Landes. Herr De Maizière hat das Parlament und die deutsche Öffentlichkeit massiv belogen und getäuscht, als er auf Nachfragen der Linken jede Kenntnis betritt. Und deshalb ist dieser Fall auch nicht nur einer, der Funktionäre deutscher Sicherheitsdienste betrifft. Nein die Bundesregierung selbst steht hier zur Disposition.

Es ist die Bundesregierung, die die Öffentlichkeit belogen hat und die diese Menschenrechtsverletzungen mit organisiert hat und organisiert. Deshalb werde ich Herrn De Mazière in Zukunft nur noch einen Lügenbaron nennen. Er steht wie kein anderer im Kabinett Merkel für die Verletzungen von Menschenrechten.

Ich weiß, dass Rücktritte nichts ändern, doch es wäre ein Zeichen, dass diese Unverfrorenheit nicht weiter geduldet würde, wenn de Mazière endlich abdankt.

Eine Bundesregierung, die die BND-Praxis auch noch verteidigt verrät das Grundgesetz und beteiligt sich an schweren Verbrechen. Auch hier sagen wir es ganz deutlich: Wir müssen dem Grundgesetz endlich wieder Geltung in Deutschland verschaffen. Die geheimdienstliche Zusammenarbeit, oder besser gesagt Zuarbeit, für die US-Geheimdienste muss sofort beendet werden.

Liebe Freundinnen und Freunde,

der 1. Mai ist für uns ein internationaler Kampftag der Arbeiterklasse. Es ist ein Tag an dem wir sagen: Wir wollen Freiheit und Demokratie statt Kapitalismus. Kapitalismus tötet jeden Tag. Jährlich sterben 18 Millionen Menschen an Hunger, Alle fünf Sekunden verhungert auf dieser Welt ein Kind. Warum weil es etwa zu wenig Ressourcen gäbe? Nein die Welt kann doppelt so viele Lebensmittel wie von Nöten für die gesamte Weltbevölkerung produzieren. Warum verhungern dann so viele Menschen, warum sterben so viele unserer Brüder und Schwestern? Der Kapitalismuskritiker Jean Ziegler gibt darauf eine klare Antwort: Weil sie ermordet werden! Von einem System, dass die Profitinteressen der Einzelnen über die Solidarität der Gesellschaft stellt. Ein System, dass Landraub und die mörderische Spekulation mit Nahrungsmitteln im globalen Maßstab organisiert.

Wir sagen: Legt diesen Tätern das Handwerk. Wir wollen Landraub und Nahrungsmittelspekulation verbieten! Wir stellen internationale Solidarität gegen Profitmaximierung und neoliberale Ausplünderung einiger weniger. Für VIELES IST PLATZ auf dieser Welt, aber nicht für das mörderische Profitmaximierungsinteresse der Superreichen und ihrer Handlanger.

Wir setzen aber auch internationale Solidarität gegen nationalistische und nützlichkeitsrassistische Ideologien. Wir sagen Flüchtlinge sind willkommen. Und es sind nur allzu oft diejenigen, die die Hauptverantwortung für die Zerstörung der Länder des Südens tragen, die dann wortreich die Armutsflüchtlinge beklagen, die zu uns kommen. Wir wollen Frieden und globale Gerechtigkeit. Wir wollen nicht den Reichtum deutscher Milliarden auf den Knochen afrikanischer Verzweifelter mehren. Wir wollen aber auch eine friedliche Außenpolitik, die nicht weiter mit ihrer Kriegs-und Regime-Change-Politik immer mehr Länder wie Libyen in Bürgerkrieg und Elend stürzt.

Und eines in diesem Zusammenhang widert mich wirklich an. Dass die EU-Verantwortlichen und die deutsche Bundesregierung die toten Flüchtlinge im Mittelmeer, unsere toten Brüder und Schwestern, die nicht freiwillig ihre Heimat verlassen, tränenreich beklagen und gleichzeitig an ihrer mörderischen Abschottungspolitik festhalten. Es ist an Perfidie nicht zu überbieten, dass jetzt hier in Deutschland ausgerechnet diese Flüchtlinge für den sozialen Abstieg von immer mehr Menschen verantwortlich gemacht werden. Aber natürlich das hat ja System, denn wer nach unten tritt, stellt die brutalen Herrschaftsverhältnisse in Deutschland nicht in Frage. Wer denkt, seine miserable Situation sei den Flüchtlingen geschuldet und nicht der brutalen kapitalistischen Umverteilungspolitik von unten nach oben, der dient den Oligarchen als Handlanger.

Wir aber sagen mit Rosa Luxemburg: Die Grenze verläuft nicht zwischen den Völkern, sondern zwischen oben und unten! Ja die Grenze verläuft zwischen oben und unten! Und wir müssen alles tun, um diese Grenze einzureißen. Um unserer selbst willen. Aber auch aus der Sorge um die anderen.

August Spies letzte Worte waren: „Die Zeit wird kommen, wo unser Schweigen stärker ist, als die Stimmen, die Sie heute erdrosseln."

Das ist unser Auftrag. Die Zeit wird kommen, wo unser Schweigen stärker ist. Die Zeit wird kommen, wo der unermessliche Reichtum einiger weniger und die fortgesetzte Ausplünderung der Beschäftigten nicht weiter geduldet werden.

In diesem Sinne wünsche ich euch einen kämpferischen 1. Mai. Ich danke euch für die Aufmerksamkeit!