Hotline keine ‘Wunderwaffe’ gegen soziale Ungleichheit
„ Die soziale Ungleichheit in Deutschland muss beseitigt werden, um das höhere Erkrankungsrisiko bei Migrantinnen und Migranten abzubauen. Anderenfalls werden Krankheiten als individuell verschuldet definiert und soziale Benachteiligungen außer Acht gelassen und auf mangelnde Kenntnisse über gesundheitsförderliches Verhalten reduziert", so Sevim Dagdelen, migrationspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE im Bundestag anläßlich des heutigen Starts der türkischsprachigen Info-Hotline zu Kindermedizin. Weiter heißt es:
„Information ist gut. Wissen alleine reicht aber nicht aus; es muss auch in konkretes Handeln umgesetzt werden können. Gerade dabei haben sozialökonomisch benachteiligte Schichten aber Probleme. Die zusätzlichen Kosten etwa von Leistungen und Angeboten im präventiven Bereich, wie z. B. sportliche Betätigung und Ernährung, oder für den Arzt nach Wahl machen die Gesundheitsvorsorge vielfach unmöglich. Gerade Menschen dieser gesellschaftlichen Gruppe haben aber einen besonderer Bedarf an Vorsorgeleistungen, da sie ohnehin unter einer Fülle an Belastungen vor allem ökonomischer Natur leiden und der Bereich der Gesundheit meist vernachlässigt wird.
Migrantinnen und Migranten gehören infolge jahrzehntelanger Diskriminierungs- und Ausgrenzungspolitik zu diesen Schichten. Sie unterliegen höheren gesundheitlichen Belastungen infolge schlechterer Wohnverhältnisse, Gefahren am Arbeitsplatz und geringerer Gesundheitsressourcen und können Gesundheitsleistungen deutlich weniger in Anspruch nehmen. Dies betrifft auch Impfungen und Vorsorgeleistungen, die zuzahlungsfrei sind. Wer daran etwas ändern will, darf Migrantinnen und Migranten nicht nur darüber informieren, was sie nutzen könnten, wenn sie die finanziellen Möglichkeit dazu hätten."