Kein zweites Afghanistan im Sahel

„Die Warnungen des ehemaligen Generalinspekteurs der Bundeswehr, Harald Kujat, vor einem militärischen Abenteuer in Mali sind sehr ernst zu nehmen. Deutschland und die Europäische Union drohen in Mali in einen Europäischen Krieg gegen den Terror verwickelt zu werden und die Sahel-Region in ein zweites Afghanistan zu verwandeln", so Sevim Dagdelen, Sprecherin der Fraktion DIE LINKE. für Internationale Beziehungen. Dagdelen weiter:

„Verteidigungsminister de Maizière möchte nun doch ein Mandat des Bundestages für die deutsche Beteiligung an einer vermeintliche Ausbildungsmission der EU in Mali, weil er nicht ausschließen kann, dass die Bundeswehrsoldaten dort in Gefechte verwickelt werden. Tatsächlich ist der Einsatz alles andere als harmlos. Er soll die Soldaten der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS bei der militärischen Bekämpfung islamistischer und terroristischer Gruppen in der Wüste unterstützen. Algerien, das lange Erfahrungen mit dem Kampf gegen bewaffnete Gruppen in der Region hat, warnte hingegen vor solch einer Mission und zog eine Verhandlungslösung vor. Alleine die Ankündigung, internationale Truppen im Sahel zu stationieren, hat bereits hunderte ausländische Kämpfer ins Land gelockt und droht die Nachbarstaaten, insbesondere Mauretanien, Niger und Libyen aber auch in der Côte d’Ivoire, weiter zu destabilisieren. Vor allem aber droht die Gefahr einer schmutzigen Kriegführung auf beiden Seiten: Die ECOWAS und ihre Verbündeten werden keine Gefangenen machen, wer zu den Aufständischen zählt, ist zum Abschuss freigegeben. Diese wiederum werden sich terroristischer Mittel bedienen, um die Interventionstruppen aus dem Land zu jagen.

Anstatt die gesamte Region in einen neuen Schauplatz des Krieg gegen den Terror vor den Toren Europas zu verwandeln, sollte Europa andere Lösungen für die Krise im Sahel, die auch eine Lebensmittelkrise ist, anstreben. Dazu muss auch gehören, die kolonialistisch inspirierte Einflusspolitik in der Region zu beenden und jenseits eigener Interessen zwischen den Bevölkerungsgruppen zu vermitteln."