Marokko weist deutsche Politikerin aus

Die linke Bundestagsabgeordnete Sevim Dagdelen, die am Wochenende nach El Aaiun geflogen war, um sich ein Bild von der Lage zu machen, wurde von Sicherheitskräften zurück ins Flugzeug geschafft und abgeschoben.

BERLIN. Mit aller Macht versucht Marokkos Regierung zu verhindern, dass ihre Repression gegen die Bevölkerung der okkupierten Westsahara international bekannt wird. Die linke Bundestagsabgeordnete Sevim Dagdelen, die am Wochenende nach El Aaiun geflogen war, um sich ein Bild von der Lage zu machen, wurde von Sicherheitskräften zurück ins Flugzeug geschafft und abgeschoben. Zuvor waren auch schon Europaabgeordnete aus Spanien und Frankreich in der gleichen Weise behandelt worden.

"Die marokkanischen Militärs und Sicherheitskräfte haben mich unter sexistischen Beleidigungen brutal wieder ins Flugzeug gezerrt und abgeschoben", berichtete Dagdelen, Sprecherin der Linksfraktion für internationale Beziehungen. "Wenn Marokko bereits mit Parlamentariern so umgeht, die diplomatischen Status genießen, kann man sich vorstellen, wie die Machthaber mit den Menschenrechten der sahrauischen Bevölkerung umgehen." Die Bundesregierung dürfe nicht länger aus politischem und wirtschaftlichem Kalkül den Massakern in der Westsahara tatenlos zusehen, forderte Dagdelen. Das Fischereiabkommen der EU mit Marokko, das auch die besetzte Westsahara einschließt, müsse aufgekündigt werden. Die Westsahara ist seit dem Abzug der spanischen Kolonialmacht 1975 von Marokko besetzt.

19 Todesopfer

In der Westsahara hatten marokkanische Sicherheitskräfte in der vergangenen Woche ein Zeltlager gestürmt, in dem 12000 Menschen vier Wochen lang aus Protest gegen die Lebensbedingungen unter der Besatzung ausgeharrt hatten. Nach Angaben der westsaharischen Exilregierung wurden mindestens 19Menschen von den Sicherheitskräften getötet. Unter den Opfern soll auch ein spanischer Staatsbürger sein. Die spanische Außenministerin Trinidad Jiménez erklärte, sie sei "besorgt über die schwerwiegenden Vorfälle" in der Westsahara. In Madrid demonstrierten am Wochenende mehrere tausend Menschen gegen die Unterdrückung in dem besetzten Gebiet. (BLZ/AFP)