Politiker stellten sich den Schülern
Josef Nießen, Leiter des Berufskollegs für Technik, brachte es gestern gegenüber seinen Schülern auf den Punkt: „Ziel ist es, dass sie am 27. September wählen gehen. Damit die Nichtwähler-Partei nicht zu groß wird."
Zuvor hatten sich in der Aula die Bundestagskandidaten Siegmund Ehrmann ( SPD), Kerstin Radomski (CDU), Dr. Michael Terwiesche (FDP) und Ursula Schauws (Grüne) den Fragen der Schüler gestellt. Für die Partei Die Linke war nicht die Kandidatin Katja Kipping, sondern die Bundestagsabgeordnete Sevim Dagdelen angetreten.
Nur jeweils 90 Sekunden hatten die Kandidaten Zeit, um unter anderem auf folgende Fragen zu antworten: Wie stehen Sie zu Mindestlöhnen und wie wollen Sie sie finanzieren? Welche Konzepte haben Sie zur Senkung der Arbeitslosigkeit? Wie wollen Sie die Rentenproblematik regeln?
Wie stehen Sie dazu, dass es bald nur noch Arme und Reiche geben wird? Wie kann es sein, dass einer neun Stunden am Tag arbeitet und dabei weniger hat als bei Hartz IV? Wie wollen Sie die Sicherheit unserer Soldaten in Afghanistan gewährleisten?
Für Mindestlöhne plädierten Ehrmann, Schauws und Dagdelen, während Radomski und Terwiesche sich dagegen aussprachen. Was die Senkung der Arbeitslosenzahlen angeht, so waren sich CDU- und FDP-Vertreter darin einig, dass nicht die Politik, sondern nur die Unternehmen Arbeitsplätze schaffen können.
Ehrmann verwies auf das Konjunkturpaket, Schauws auf den Wachstumsmotor „Erneuerbare Energien". Die Vertreterin der Linken kündigte an, dass ihre Partei drei Millionen Jobs schaffen wolle, unter anderem dadurch, dass man den Reichen per Vermögensabgabe Geld abnehme.
Aus dem Einsatz zurück
Die Diskussion um die Sicherheit deutscher Truppen in Afghanistan wurde durch zwei Zuhörer bereichert, die bereits einen Afghanistan-Einsatz hinter sich haben. Während Kerstin Radomski die Frage, wie sie die Sicherheit der Soldaten gewährleisten würde, nicht konkret beantwortete, forderte Michael Terwiesche die denkbar beste Ausrüstung und medizinische Hilfe für die Truppe. Ursula Schauws bekannte sich ebenfalls zu dieser Verantwortung. Sevim Dagdelen bemerkte, dass man auch in Saudi-Arabien einmarschieren müsse, wolle man Frauenrechte mit Krieg durchsetzen.
Zuhörer sehr interessiert
Siegmund Ehrmann sprach davon, dass die Verlängerung des Afghanistan-Mandats zu den für ihn persönlich schwersten Entscheidungen im Bundestag gehörten. Eindeutig stellte er sich vor die Offiziere und die von ihnen getroffenen Entscheidungen.
Für die Schüler des Berufskollegs war es ganz offensichtlich keine Pflichtveranstaltung; die Kandidaten für das Bundestagsmandat trafen vielmehr auf politisch äußerst interessierte Zuhörer.