Stopp des Ausverkaufs von Duisburg

Liebe Freundinnen und Freunde vom Zinkhüttenplatz,

Verdrängung, Vertreibung und Vernichtung von bezahlbarem Wohnraum hat in Duisburg eine Jahrzehnte währende Tradition. Schon in den 1970er Jahren hatten die damaligen Stadtentwickler, unter dem Vorwand die Menschen vor den Umwelteinflüssen der Schwerindustrie schützen zu wollen, das Kernstück Hochfelds dem Erdboden gleich gemacht.

Aktuell haben die Verantwortlichen der Stadt ein gutes Drittel des Stadtteils Bruckhausen von der Landkarte gelöscht. Es bleibt zweifelhaft, ob Bruckhausen, wo ich selbst lange Zeit mit meiner Familie gelebt habe und wo ich aufgewachsen bin, diesen massiven Einschnitt auf Dauer überleben wird. Genau genommen wurde diese Politik des Abrisses nur zur Gefälligkeit der Großkonzerne durchgeführt.

In Eurem Fall soll eine gut erhaltene und bezahlbare Wohnanlage für die Ansiedlung eines Factory Outlet Centers (FOC) herhalten. All diese Maßnahmen waren jedoch immer von Protest und Widerstand begleitet. Euer Widerstand, der nun schon seit drei Jahren andauert, ist herausragend. Drei Jahre lang habt Ihr mit aller Entschlossenheit hartnäckig gekämpft und mehr als einmal die verantwortlichen Politikerinnen und Politiker durch Eure akribische Aufarbeitung von Argumenten, die gegen ein FOC sprechen, vorgeführt. Ihr habt aufgedeckt, dass die Investoren lange nicht das sind, was uns vorgegaukelt wurde. Ihr habt klar gemacht, dass Duisburg ein Verkehrskollaps bevorsteht, sollte ein FOC gebaut werden. Ihr habt deutlich gemacht, dass auch die viel gepriesenen angeblichen 400 Arbeitsplätze nicht das sind, was die Menschen im Duisburger Norden brauchen. Vielmehr, und da unterstütze ich Euch, benötigen die Menschen nachhaltige Arbeitsplätze, die es ihnen möglich machen, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Das erfüllt ein FOC, wie wir alle wissen keineswegs!

Schon vor zwei Jahren habt Ihr der Öffentlichkeit dann klar gemacht, was von der Politik lange verschwiegen wurde, nämlich dass die konkrete Nähe zu den Grillowerken eine Baugenehmigung nahezu unmöglich macht.

Unverdrossen und trotz besseren Wissens hält das Duisburger Rathaus jedoch an dem Plan, in Hamborn ein FOC bauen zu wollen fest. Auf Eurem Rücken werden Luftschlösser gebaut, die mit jedem weiteren Tag, dem Duisburger Norden großen Schaden zufügen und die mit jedem weiteren Tag eine positive Stadtentwicklung im Sinne der Menschen vor Ort verhindern!

Es kann nicht sein, dass die Siedlung am Zinkhüttenplatz für die Parkplätze eines Konsumtempels weichen soll. Eine Siedlung, die schon aufgrund ihrer Anlage eine hohe Lebensqualität verspricht.

Hinzu kommt die Bezahlbarkeit der Wohnungen. Eine Siedlung, in der soziale Netzwerke, Solidarität und Freundschaft das Motto ist, in der auch der Kampf um die Wohnungen und die vielen damit verbundenen Drohungen gegen Euch, Euch nicht haben weichen lassen, zeigen, dass der Widerstand von Menschen die stärkste Waffe gegen eine neoliberale Stadtpolitik ist. An Euch kommen sie nicht vorbei!

Ich unterstütze Euch in Eurem Kampf und fordere die Duisburger Verwaltung und Politik auf, die Pläne noch mit der heutigen Ratssitzung endlich zu beerdigen und zu einer menschenwürdigen Stadtpolitik zu kommen.

Sehr geehrte Damen und Herren im Rathaus: Lassen Sie eine nachhaltige Stadtentwicklung zu, die sich an den konkreten Bedürfnissen der Menschen vor Ort orientiert – und nicht am Streben nach Geld, Umsatz und Rendite. Stoppen Sie den Ausverkauf Duisburgs – Diese Stadt ist kein Konzern und muss lebenswert bleiben!

Vielen Dank!