Weniger Einbürgerungen
München – Die Zahl der Einbürgerungen ist im vergangenen Jahr nach den bisher vorliegenden Daten erneut gesunken. Nach Angaben des Bundesinnenministeriums auf eine Anfrage der Linksfraktion haben in den ersten neun Monaten des Jahres 2009 fast 48 800 Ausländer einen Einbürgerungstest bestanden. Da nach bisheriger Erfahrung etwa 20 Prozent der Neu-Deutschen keinen Test machen müssen, ergibt sich hochgerechnet auf das gesamte Jahr eine Summe von etwa 78 000 Eingebürgerten. Dies bedeutet nochmals einen deutlichen Rückgang gegenüber 2008, als 94 500 Ausländer den deutschen Pass erhielten und damit der tiefste Stand seit zehn Jahren erreicht worden war. Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer (CDU) , hatte seitdem wiederholt für Einbürgerungen geworben und erklärt, sie rechne schon für 2009 "wieder mit einem signifikanten Anstieg". Kritiker machen strengere gesetzliche Anforderungen für den Rückgang verantwortlich. Die Integrationsexpertin der Linken, Sevim Dagdelen, sprach angesichts der Zahlen von einer "Bankrotterklärung restriktiver Einbürgerungspolitik" und forderte die Abschaffung des 2008 eingeführten Einbürgerungstests. Bloße Appelle der Regierung für mehr Einbürgerungen genügten nicht. Die Bundesregierung erklärt den Trend dagegen mit einer Einbürgerungsmüdigkeit gerade bei Ausländern aus EU-Staaten. Zudem seien viele Zuwanderer-Kinder mittlerweile von Geburt an Deutsche und damit keine Einbürgerungskandidaten. Im Koalitionsvertrag hatten Union und FDP allerdings vereinbart, "unverhältnismäßige Hemmnisse" beim Erwerb der Staatsbürgerschaft abzubauen. rpr
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